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Book online «Schubladen- Assoziationen by Talita (read my book .TXT) 📖». Author Talita






Eine schöne alte Truhe aus furniertem Kirschholz fällt mir beim Entrümpeln des aufgelösten Haushalts besonders auf.
Wie es bei älteren Schränken üblich, ist diese Kommode mit mehreren Schubladen versehen.
An den Laden sind mit zierlichen Nägeln polierte Metallschilder angebracht.
Ungewöhnlich die Begriffe welche darauf zu lesen sind. Keine so gewöhnliche Namen wie:
Briefpapier, Allerlei, Heftklammern, Post u.s.w., nein Namen wie:
Beneidenswerte, Bewusstseinserweiterung, Bekannte und Freunde, Begleiter, Anzudenkende sind zu entziffern.
All diese Botschaften lassen Neurotransmitter in meinem Kopf aufsprühen, Synapsen schütten auf ihrem Weg Informationen aus die reale und erdachte Formen annehmen.
Welche Inhalte mögen wohl diese Schubladen verbergen? Zu gerne möchte ich diese Rätsel Informationen lösen.
Eine größere Schublade ist kaum zu übersehen,sie reicht über die ganze Breite der Kommode.
Im Schlüsselloch dieser Lade steckt ein kleines Schlüsselchen mit fantasievollen Verzierungen versehen.
Das Schildchen scheint noch nicht so lange angebracht worden zu sein, das Material von einer anderen Art, kein blank poliertes Metall, dieses glänzt nicht. Darauf steht in kleinen Druckbuchstaben:
Irritationen.
"Was soll das nun wieder bedeuten?"
Zu meiner Überraschung bekomme ich die Truhe nach kurzem Gespräch mit dem Verkäufer geschenkt.
Angefüllt mit Fragen nach dem Inhalt der Schuber, lasse ich mir das Schränkchen schnell liefern.

Endlich kann ich der Sache auf den Grund gehen doch es war merkwürdig, die Truhe die sonst sehr gepflegt war und ohne Holzwürmer als Bewohner, beim Versuch die oberste Lade zu öffnen klemmt diese.
Auf dem Schild aussen steht: Katalogisierter Spielplan.
Langsam arten diese Hinweise in ein kleines Verwirrspiel aus. Hinter diesem Suchsystem steckten sicher kluge Menschen die so etwas ausgetüftelt haben.
"Was soll dieses Hinweis nun wieder?"frage ich mich.
Dann versuche ich die Zweite zu öffnen, die mit der Aufschrift:
Zwischen Wahrheit und Ordnung,
darin liegt ein Zettel, darauf in großen Lettern
"Die Menschheit zerfällt allmählich in zwei Kategorien:
die "Erste drückt sich nicht konkret aus, Die Zweite missversteht es und verurteilt.
Verstehen werden nur jene die es selbst schon wissen, nur Du allein wirst die Wahrheit finden müssen."

Gute Worte, doch ist die "Wahrheit" wirklich so simpel, so einfach?
Darüber werde ich nachdenken müssen.

Nun ziehe ich die Schublade mit dem Hinweis "Beneidenswert" auf, es gelingt mühelos.
Darin finde ich Unterteilungen
"Bewundernswert, Beeindruckend, Beneidenswert"

Beeindruckend
was Freundschaft wert sein kann,
wie manche Paare ohne viel Worte sich verstehen
wie manche mit der Thematik Leid, Qual und Tod umgehen
wie einige mit gewisser Ausdauer und Beständigkeit für andere da sind
jene die Mosaiksteine aller Geschehnisse zusammen zu fügen vermögen und bewahren

Bewundernswert
die Kunst der Selbstfindung
und die welche Meditation beherrschen, die so und so viele Male verzeihen können

Beneidenswert
wer ein unerschütterlicher Optimist bleiben kann
welcher seine Gedanken mit einem ihm vertrauten Menschen teilen darf

In der Schublade Begleiter, Freunde und Bekannte finde ich die Notiz
Jedes dieser Leben trägt ein Geheimnis
in jedem dieser Leben sind schon Schatten gefallen, es wurden ihnen Narben zugefügt
Geheimnisse gegenseitig anvertraut
sind es echte Freunde tragen sie dieses miteinander
waren es gute Freunde haben sie dies in ihrem Inneren verwahrt und beachtet
sind es wahre Freunde gehen sie ohne Umschweife immer wieder aufeinander zu,
doch manche Menschen haben zwei Seelen in ihrer Brust.

Bewusstseinserweiterung
Wortspielereien, Wortdeutungen sie sind köstlich können amüsant sein,
neckische Wort austausch mit gewissem Esprit.
doch meist gibt es nur noch kurze Informationen, unpersönliche Fragen, Gefühle und echtes Interesse bleiben außen vor, dies ist unwillkürlich zu spüren.
Da wird profiliert,projektiert, provoziert und es werden Schlachten geführt die jeden realen Krieg verblassen lassen.
Sind das nur Zeiterscheinungen?

Noch zwei Schubladen sind zu öffnen. Egal was die Uhr anzeigt, ich platze vor Neugierde.
Anzudenken! "Welch komisches Wort, was da wohl dahintersteckt?"
Nach einigem behutsamen hin und her ruckeln lässt sich auch diese Lade öffnen.
Ein kleines Büchlein rutscht mir entgegen, lose Blätter nur mit einem Faden zusammengebunden.
Hier waren Buchstaben aufgereiht, es sollte sicher eine Erinnerungsliste sein.

Die Reihe war säuberlich aufgelistet und begann
A aus N - lustig und nett
B aus W - hektisch aber aufmerksam
C aus S - unerfahren
E aus N - lange nichts gehört
D aus N - freundlich doch undurchsichtig
F aus M - Karte schreiben
G aus ? - gute Verbindung, tut gut diese Freundschaft
Familie G - wiedermal besuchen
H aus M - besucht zur Zeit Selbstfindungskurs
J aus S - immer lustig und unkompliziert
M aus M - Jugenderinnerung auffrischen
N aus? - um sich selbst kreisend
R aus G - unbedingt anrufen
Q aus ? - Querdenker
S aus W - oft zu müde und unaufmerksam, verschlossen, aber liebenswert
T aus W - hilfsbereit
U aus ? - schreibt gute Lyrik
W aus G - ausdauernd
damit konnte ich nun gar nichts anfangen, ich lege diese Notizen zur Seite.
Anzudenken heißt hier wohl, daran denken.

Ich wage ich mich auch an die Erste, sie lässt sich öffnen, wohl durch das rütteln und aufziehen der anderen Schubber, doch sie ist leer.
Die Augen trüben sich ein vor Müdigkeit, aber ich kann sicherlich nicht schlafen ohne die größte Schublade geöffnet zu haben.
Dieses Geheimnis muss ich Heute noch lüften.
Die Lade ist verschlossen, nachdem ich den Schlüssel betätige springt der Mechanismus auf.
Nun war ich diesen Irritationen auf der Spur, ein dicker Aktenordner füllt dieses Fach,
darauf steht mit großen Lettern: "Internet gefahren"
Jemand hat dies ins Leben gerufen, diese Freundeslisten in Foren.
Lässt man sich draufsetzen, und andere interessantere Leute kommen dazu wird man gelöscht oder geblockt,
Dialoge nicht mehr angenommen.
War es nur ein momentaner Ausdruck, diese Aussage,"Ich bin dein Freund"?
Wie war diese Freundschaft gemeint? Stehen sich da nur flüchtige Bekannte virtuell gegenüber,
mit denen man mal eine Weile schreibt, Worte über Wertschätzung findet, sich mehr oder weniger auch persönlich kennt.
Doch kennen diese allenfalls das was du von dir preis gibst, freiwillig mitteilst.
Hier kann man sich lässt man sich ja nicht in die Augen blicken.
Werden hier nicht durch dies Aktivitäten die Werte der Freundschaft gemindert.
Entheben diese Tätigkeiten nicht die gegenseitige Achtung und Wertschätzung der Freundschaft?
Wird dieser Freund dir zur Seite stehen , mit dir durch dick und dünn gehen, dir in schwierigen Lebenslagen unaufgefordert helfen ?
Kannst oder darfst du ihn immer anrufen, wenn du ihn brauchst, auch mal nur zum entspannen?
Kennst du überhaupt seine Telefonnummer oder stellt er das Handy ab, geht nicht ran wenn ihm nicht danach ist oder du ihm lästig wirst. Sagt er dir unumwunden, "du ich mag jetzt nicht kann nicht, sei mir deshalb nicht böse".
Heißt wertvolle Freundschaft nicht miteinander, umeinander wissen, sich mitteilen?
Sich alles sagen können ohne beleidigt zu sein, sich auch helfen lassen ohne zu stolz zu sein?
Eine gewisse wertvolle Freundschaft ist eine "Gemeinsamkeit" die festigt und trägt, dies macht sie erst wertvoll, darin sollst du dich angenommen und aufgehoben fühlen.
Ich möchte Offenheit freundliche und ehrliche Aufmerksamkeit.
Wenn sich ein Freund vom anderen isoliert, ist er dann überhaupt noch ein Freud?
Nach einer gewissen Zeit der virtuellen Freundschaft sollte es auch an der Zeit sein sich in die Augen zu blicken, die Möglichkeit des Kennenlernens gegeben sein, sich an der Hand halten können, die Umarmung spüren dürfen. Die Worte des Inputs mit Handeln ausfüllen.

Zufrieden, aufgewühlt aber müde schließe ich die Schublade und sinke sinnend in die Kissen.
Morgen ist ein neuer Tag, ich werde die Schubladen leeren und mit diesen Schubladendenken abbrechen.
Sicher werde ich nie versuchen Menschen in Schubladen zu stecken.
Freunde in Schubladen ablegen gleicht einem Vertrauensbruch, dies zu tun da weigere ich mich, genauso wie ich mich weigere Freunde in Ordnern abzulegen.
Internetgefahren erkennen und einen Riegel vorschieben das werde ich in Zukunft beherzigen
Nun bin ich müde nur noch müde solcher Irritationen.


Wir sollten über solche Freundschaft nachdenken um das Vertrauen festigen zu können. Doch dazu werde ich mir Zeit lassen .

Imprint

Text: Alle Rechte bleiben bei der Autorin
Publication Date: 07-28-2009

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